Ergebnisse des Workshops

Als Ergebnis des Workshops konnten folgende sechs Punkte identifiziert werden, bei denen Möglichkeiten zur Verbesserung bestehen.

1. Recht und Bürokratie

Start-ups im Bereich Grüne Chemie stehen vor erheblichen bürokratischen Herausforderungen. Genehmigungsverfahren sind langwierig, Regularien oft intransparent und auf große Industrien ausgerichtet. Für Start-ups sind sie schwer verständlich und operativ kaum umsetzbar.

Ein möglicher Lösungsansatz ist die Einführung sogenannter Regulatory Sandboxes, wie sie bereits im FinTech-Bereich existieren. Innerhalb solcher Sandboxes könnten rechtliche Rahmenbedingungen zeitlich begrenzt gelockert oder ausgesetzt werden, um Innovationen zu testen.

Wichtig ist dabei eine enge juristische Begleitung, klare Eintrittskriterien und definierte Zeiträume. Ziel ist es, Start-ups eine sichere Testumgebung zu bieten, in der nachhaltige Geschäftsmodelle entstehen können, ohne von Anfang an durch regulatorische Hürden blockiert zu werden.

2. Finanzierungslücken

Grüne Chemie Start-ups benötigen für Proof of Concept, Pilotierung und Markteintritt hohe Investitionen, insbesondere in der Seed- und Late-Seed-Phase. Gleichzeitig ist der Entwicklungszeitraum vergleichsweise lang, was die Kapitalbeschaffung erschwert.

Ein Lösungsansatz ist ein staatlich unterstützter Dachfonds mit Schwerpunkt Grüne Chemie, um gezielt Venture Capital zu mobilisieren. Politisch steuerbare Schwerpunkte sollen zusätzliche Investitionssicherheit schaffen.

Zudem braucht es strategische Partnerschaften zwischen Industrie, Forschung und Politik. Leuchtturmprojekte mit klarem Return-on-Investment-Potenzial (zum Beispiel 100 Mio. Investition, 400 Mio. Exit in 10 bis 12 Jahren) können Vertrauen schaffen. Wichtig ist dabei auch die Erstellung eines Visionspapiers mit klaren Zielen und Potenzialanalysen.

3. Fehlende Labore und Flächen

Ein zentrales Hindernis für Grüne Chemie Start-ups ist der Mangel an langfristig nutzbarer, bezahlbarer Infrastruktur – insbesondere Labor- und Pilotflächen.

Vorgeschlagen wird die Einrichtung eines Mini-Chemieparks mit Multi-Purpose-Anlagen, deren Nutzung bedarfsgerecht abgerechnet wird. Bestehende Infrastruktur (wie etwa Feuerwehr, Wasserstoffversorgung) soll in Kooperation mit Universitäten und bestehenden Chemieparks effizient genutzt werden.

Ein solches Ökosystem könnte helfen, Start-ups in der sensiblen Übergangsphase zur Skalierung aktiv zu unterstützen und Kosten sowie Risiko zu senken.

4. Business Know-how fehlt

Viele Gründer:innen verfügen über technisches Know-how, aber nicht über das nötige betriebswirtschaftliche Wissen zu Geschäftsmodellen, Skalierung, Vertrieb oder Finanzierung.

Empfohlen wird der Aufbau einer Co-Founder-Matching-Plattform, um wirtschaftliche und technische Kompetenzen gezielt zusammenzubringen. Bestehende Angebote sollten früher und sichtbarer in Ausbildungsprogramme (wie etwa Green Chemistry Master) integriert werden.

Wichtige Maßnahmen sind auch die Sichtbarmachung erfolgreicher Vorbilder (Role Models) sowie die Förderung von Austausch und Weiterbildung zu Business-Themen in Programmen und Events.

5. Wenig Sichtbarkeit und Vernetzung

Grüne Chemie Start-ups sind oft nicht sichtbar genug für Industrie, Öffentlichkeit und Investoren.

Empfohlen wird der Aufbau einer klaren Markenidentität mit Vision und Mission. Sichtbarkeit kann durch physische Cluster, Leuchtturmprojekte, internationale Forschungspartnerschaften und gezielte Storytelling-Initiativen entstehen.
Statt breiter Netzwerke wird der Fokus auf kleine, fokussierte Partnerschaften mit starken Akteuren (Ministerien, Industrieunternehmen) gelegt.

6. Programme passen nicht

Förderprogramme und Inkubatoren sind häufig nicht auf die Bedürfnisse der Chemie-Branche abgestimmt.
Besonders fehlt Unterstützung in der Phase der Pilotierung. Hier braucht es spezielle Matching-Angebote, Take-off-Agreements, leichtere Beschaffung sowie gezielte finanzielle Unterstützung.

Vorgeschlagen wird die Schaffung eines nationalen thematischen Clusters, der Programme zusammenfasst und effizienter gestaltet. Klar definierte Business Cases und Beteiligung von Unternehmen sollen zusätzliche Investoren anziehen und die Umsetzungswahrscheinlichkeit erhöhen.