Umfrage zu Grüne Chemie Start-ups

Grüne Chemie ist ein ganzheitlicher Ansatz: das Konzept der Nachhaltigkeit soll in das chemische Denken integriert werden! In der Grünen Chemie wird ein gesamter Prozess betrachtet: das Design eines neuen chemischen Stoffes, seine Entwicklung, seine Herstellung bzw. Produktion, seine Verarbeitung und seine Verwendung und auch Wiederverwendung bis zur Entsorgung. Innovatives Denken soll angeregt werden, ebenso nachhaltiges Handeln um Natur und Menschen zu schützen. Auch die Wirtschaft erhält durch alternative Ansätze, Konzepte und Technologien neue Impulse.

Ergebnisse der Umfrage

Die Umfrage bestand aus fünf unabhängigen Teilen. Mit diesen wurden spezifisch Fragen an Start-ups, an Investoren, an etablierte Unternehmen, an öffentliche Fördergeber sowie an Inkubatoren/Acceleratoren gerichtet. Nachfolgend sind die Ergebnisse für jeden dieser Teile angeführt.

Start-ups

Allgemeines

  • 81 % der befragten Start-ups bezeichnen sich selbst als Grüne Chemie Start-up (GC SU);
  • Großteil der Start-ups in den Phasen Pre-Seed und Seed mit weniger als fünf Mitarbeiter:innen;

Rechtliche Grundlagen

  • 25 % der befragten Start-ups fühlen sich gut informiert;
  • Informationen werden vor allem aus Internetrecherche und Netzwerken bezogen;
  • Produktideen sind mehrheitlich durch Patente gesichert;
  • Zur Klärung regulatorischer Fragen wurden genutzt (absteigende Relevanz): Eigenrecherche, Start-up Netzwerke, Informationen Land/Bund, Wirtschaftsverbände;

Folgende Erfahrungen zu öffentlichen Förderungen werden berichtet

  • relevanten Förderstellen werden zum Großteil über Eigenrecherche und durch Netzwerke identifiziert;
  • der Zeitaufwand für die Suche und die Antragstellung wird mit (sehr) hoch bewertet;
  • ein Großteil hat keine professionelle Unterstützung bei der Antragstellung;
  • die erhaltenen öffentlichen Förderungen sind großteils zwischen einer und drei Millionen Euro;
  • als Hauptgrund für nicht erhaltene Förderungen werden Limitierungen des Förderprogramms angegeben;
  • Die Dauer von Antragsstellung bis Finanzierung dauerte meist 3-6 Monate;
  • insgesamt werden öffentliche Förderungen als sehr gut wahrgenommen;

Folgende Erfahrungen mit Inkubatoren/Acceleratoren werden berichtet

  • Großteil empfindet das Angebot an Inkubatoren/Acceleratoren als ausreichend;
  • diese Unterstützung wäre auch in späteren Phasen hilfreich;
  • Großteil nimmt an Inkubator/Accelerator Programmen Teil;
  • mehr Unterstützung wäre hilfreich betreffend Laborgründung, Business und Product Development, Verhandlungsstrategie und -training, Steuer- und Gewerberecht, Kontaktvermittelung zu relevanten Industriepartnern, Vertrieb und Marketing, bei der Bewerbung für EU-Programme;
  • Als Verbesserungsvorschläge werden genannt: Erfahrungsvermittlung direkt von etablierter Industrie (aus Fehlern lernen), mehr finanzielle Unterstützung nach Programmende, (rechtliche) Aspekte und Risiken im Falle eines Scheiterns sowie entsprechende Risikovermeidungsstrategien;

Finanzierung

  • In etwa die Hälfte finanziert sich durch nicht öffentliche Investoren;
  • Investoren werden hauptsächlich über Netzwerke und Eigenrecherche gefunden;
  • Großteil wird bei der Suche nach Investoren unterstützt und wendet sich auch an ausländische Investoren;
  • zu den wichtigsten Möglichkeiten um mit Investoren in Kontakt zu treten zählen: gemeinsame Bekannte, persönlicher Kontakt, Mentoren, Plattformen, Social Media, Investment und gezielte Matchmaking Veranstaltungen, Messen, internationale Events;
  • die Lage in ATbezüglich privater Investoren und Kooperationen mit Unternehmen der Chemiebranche wird als wenig bis nicht vorhanden wahrgenommen; 

Investoren

  • Die Investoren zählen sich zu den Bereichen: Bank, Venture Capital Investor, Private-Equity Investor, Business Angel (private Investoren), Asset Manager (Fonds), öffentlicher Förderergeber;
  • Der Großteil der Investor:innen (die beantwortete haben) investieren weniger als 5 % ihres Investitionskapitals in Start-ups;
  • Folgende Gründe gegen die Investition in SU wurden angeführt: GC SU sind nicht bekannt, Eintrittshürden am Markt sind zu hoch, zu lange Phasen der Fremdfinanzierung, regulatorische Vorgaben, hohes Risiko, starke Reglementierung des Marktes;

Unternehmen der Chemiewirtschaft

  • Aus 14 % dieser Unternehmen sind SU hervorgegangen;
  • 67 % der Unternehmen haben schon mit GC SU zusammengearbeitet;
  • Start-ups wurden in folgenden Bereichen unterstützt: Mentorship, Bereitstellung von Netzwerken, Infrastruktur (Räume, Anlagen), Unterstützung mit Expertise, Workshops zu ausgewählten Themen, finanzielle Unterstützung, gemeinsame Projektumsetzung;
  • Die genannten Formen der Zusammenarbeit sind auch für Unternehmen der Chemiewirtschaft interessant;
  • Herstellung des Kontakts erfolgt hauptsächlich durch Wirtschaftsverbände, Plattformen und Messen;
  • Anforderungen an GC SU für eine Zusammenarbeit: technische Kompetenz, nachgewiesener Proof of Concept, wirtschaftliche Kompetenz, Umsetzung konkreter Projekte;

öffentliche Fördergeber

  • Förderung erfolgt hauptsächlich in den Phasen Pre-Seed und Seed;
  • Unterstützung erfolgt durch: Coaching, finanzielle Unterstützung, organisatorische Unterstützung, Investorenkontakte , rechtliche Beratung, Netzwerke;
  • Großteil der Förderanträge von GC SU wurde bewilligt;
  • Höhe der Fördersumme ist von der Start-up-Phase abhängig;
  • Eigenleistung der GC SU lag zwischen 20 und 60 %;

Inkubatoren/Acceleratoren

Allgemeines

  • Der Großteil der befragten Acceleratoren/Inkubatoren wird öffentlich finanziert;
  • als Voraussetzungen für die Teilnahme werden angegeben: Starkes Founder-Team, Begeisterung, Gründungswillige/r, Compliance-Interesse, Realisierbarkeit, nachvollziehbarer Businessplan, hohes Wachstums- und Skalierungspotential, Forschungsergebnis in Form von IP, Innovation, Marktpotential, realistische Umsetzbarkeit bzw. Skalierbarkeit, max. 3 Jahre nach Gründung, bisher keine professionellen Investoren (z.B. VC), einwandfreie Funktionsweise der Geschäftsidee, Besitzer des geistigen Eigentums;

Unterstützung und Finanzierung

  • unterstützt wird vor allem durch: Coaching, finanzielle und organisatorische Unterstützung, Netzwerke, Investorenkontakte, Infrastruktur, aktive Unterstützung beim Fundraising und beim Einwerben öffentlicher Förderungen, Eigeninvestment;
  • Förderlandschaft wird als (eher) schlecht wahrgenommen;
     

GC SU: Grüne Chemie Start-up
Die Stichprobe für die Umfrage war nicht repräsentativ.