Österreichische Definition der Grünen Chemie
Es gibt unterschiedliche Definitionen zur Grünen Chemie. Die österreichische sowie von diversen anderen Europäischen und internationalen Institutionen finden Sie auf dieser Seite.

Definitionen zur Grünen Chemie
Zur Definition der Grünen Chemie gibt es weltweit sehr unterschiedliche Ansätze. Dabei wird der Begriff teilweise eher eng auf den synthetischen Prozess bezogen, teilweise aber auch deutlich weiter auf sämtliche Lebensphasen eines Stoffes bis zur Wiederverwertung bzw. Entsorgung von Abfällen verstanden.
Definition der Plattform Grüne Chemie
Die Plattform Grüne Chemie (PGC) hat es deshalb als eine ihrer ersten Aufgaben verstanden, eine einheitliche Definition für die österreichische Initiative zur Grünen Chemie zu erarbeiten.
Die Dokumentation und die Ergebnisse dieses Definitionsprozesses werden in der Definition der Grünen Chemie präsentiert.
Im Folgenden werden Referenzen auf einige andere Definitionen gegeben
Die ursprüngliche Definition zur Grünen Chemie wurde von John Warner und Paul Anastas (1998) durch die 12 Prinzipien der Grünen Chemie bestimmt. Durch diese soll die Verwendung oder Herstellung gefährlicher chemischer Stoffe in Entwicklung, Produktion und Verbrauch von Produkten reduziert oder ausgeschlossen werden.
Green Chemistry: Theory and Praxis, P. Anastas, J. Warner, 1989 - Oxford University Press
Die britische Royal Society of Chemistry definiert die Grüne Chemie ebenfalls über die 12 Prinzipien der Grünen Chemie und sieht u.a. folgende Themen als Arbeitsschwerpunkte der Grünen Chemie: Design, Reagenzien und Rohstoffe, Synthese, Prozesse, Energie, Anwendungen, Impact.
Für das Green Chemistry Institute der American Chemical Society umfasst die Grüne Chemie das Design, die Entwicklung und praktische Umsetzung von chemischen Produkten und Prozessen, wobei die Ziele Reduktion von Abfall, Einsparen von Energie, Substitution gefährlicher Stoffe und Zirkularität verfolgt werden. Ebenso spielen erneuerbare Rohstoffe, das Design des end of life und der endgültige Verbleib eine Rolle. Das Green Chemistry Institute verweist auf die vielen Methoden zur Bewertung von Grüner Chemie, wobei als Besispiele die Bewertung von Mengen, Energie, gefährlichen Stoffen und Lebenszyklusanalyse (LCA) angeführt werden. Zur Erweiterung der Prinzipien der Grünen Chemie für Prozesse führt das Green Chemistry Institute auch the principles of green chemistry and engineering ein.
Die Amerikanische Umweltagentur EPA (United States Environmental Protection Agency) definiert Nachhaltige und Grüne Chemie gleichermaßen als Entwicklung von chemischen Produkten und Prozessen, um die Verwendung oder Herstellung gefährlicher Stoffe zu verringern oder auszuschließen. Die Grüne/Nachhaltige Chemie betrifft den gesamten Lebenszyklus eines chemischen Produktes, u.a. Design und Entwicklung, Produktion und Verwendung. Dadurch soll Innovation und die Erzeugung von Produkten, die sowohl ökonomisch, als auch ökologisch nachhaltig sind, vorangetrieben werden. Die EPA vergibt auch Green Chemistry Challenge Awards.
Auch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Organization for Economic Cooperation and Development, kurz OECD) definiert gleichermaßen Nachhaltige Chemie und Grüne Chemie als Strategien für die Entwicklung, Herstellung und Verwendung effizienter, effektiver, sicherer und umweltfreundlicherer chemischer Produkte und Verfahren. Nachhaltige/Grüne Chemie zielt auf Ressourceneffizienz (durch Energieeinsparung, Ressourcenschonung), Risikominimierung, Vermeidung von Umweltschäden und Minimierung von Abfall in allen Phasen eines Lebenszyklus ab. Es sollen Produkte entwickelt werden, die langlebig sind und wiederverwendet bzw. rezykliert werden können.
Die IUPAC (International Union of pure and applied Chemistry) hat im Jahr 2000 Grüne Chemie folgendermaßen definiert: Die Erfindung, Entwicklung und die Anwendung chemischer Produkte und Prozesse, um die Verwendung und Erzeugung gefährlicher Stoffe zu reduzieren oder auszuschließen. Im Zuge des IUPAC Kongresses 2019 wurde folgende Definition beschlossen: Die Grüne Chemie nutzt Prozesse und erzeugt Produkte, bei welchen es sowohl vor als auch während und nach der Produktion und/oder Verwendung zu keinen spezifischen oder allgemeinen Schäden kommt.
Das Umweltbundesamt Deutschland sieht die Grüne Chemie mit den 12 Prinzipien von Warner/Anastas sehr eng auf die Diskussion des synthetischen Reaktionsprozesses reduziert und bevorzugt daher den Begriff der Nachhaltigen Chemie, die neben dem Anliegen des vorsorgenden Umwelt- und Gesundheitsschutzes auch ökonomische und soziale Ziele des 12. SDG umfasst. Bestimmt werden kann die Nachhaltige Chemie durch "Die zwölf Leitgedanken zum Stand der besten verfügbaren Technik" in der Richtlinie "Zur integrierten Vermeidung und Verminderung von Umweltverschmutzungen".
Das deutsche ISC3 (International Sustainable Chemistry Collaborative Centre) sieht die Nachhaltige Chemie als essentiellen Teil einer nachhaltigen Entwicklung im Sinne der Entwicklungsziele der UN: Außerdem sieht das ISC3 die Nachhaltige Chemie als systemischen Ansatz, der über den gesamten Lebenszyklus von Produkten (Entwicklung, Herstellung, Nutzung, Reparatur, Wiederverwendung und Recycling) hinausgeht, etwa durch das Ersetzen spezifischer chemischer Funktionen durch Service (und keine Chemikalie) und/oder durch neues Design. Dieser breite Ansatz führt zu einer Reduzierung negativer Auswirkungen auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit. Zusätzlich kann die soziale Verantwortung durch nachhaltige Entwicklung und Innovation verbessert werden. Neue Prozesse können zu einer Steigerung der wirtschaftlichen Effizienz führen.
Die wichtigsten Merkmale einer Nachhaltigen Chemie sind in einer Publikation beschrieben:
Key Characteristics of Sustainable Chemistry: Towards a Common Understanding of Sustainable Chemistry, Dialogue Paper by the International Sustainable Chemistry Collaborative Centre (ISC3), Bonn, Germany (13.01.2021)
Eine Liste von internationalen Institutionen, die sich mit Grüner Chemie beschäftigen, ist in der gleichnamigen Unterseite "Institutionen" zu finden.